Alle Beiträge von Matthias Heitmann

Fall Tuğçe Albayrak: Sollen wir dem Mitleid misstrauen?

„Viele ließen sich von diesen Emotionen leiten. Es regierten Reflexe, wo Beherrschung wichtig gewesen wäre.“ Alfons Kaiser bringt die Problematik der Emotionalisierung in seinem FAZ-Kommentar „Misstrauen wir dem Mitleid“ vom 16.6.2015 zum Urteil im Fall Tuğçe Albayrak auf den Punkt.

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Helikopter-Eltern: Getrieben von Paranoia und Misanthropie

„Wenn Eltern von ihrer Kindheit erzählen, wird es meistens romantisch. Sie schwärmen von nicht enden wollenden Nachmittagen, an denen sie mit ihren Freunden durch die Straßen zogen, herumalberten, Klingelmännchen spielten und Zigarettenkippen sammelten. Sie träumen von der Zeit, als sie in ihren Zimmern abhingen, an die Decke starrten, ihren Barbie-Puppen die Haare abschnitten und Löcher in die Tapete bohrten. Sie schwärmen von einem Leben, in dem sie stundenlang sich selbst überlassen waren – unkontrolliert, unbeobachtet, ungefördert.“

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Timothy Hunts freiwillige Selbst-Steinigung

Der britische Nobelpreisträger Timothy Hunt tritt wegen eines sexistischen Kommentars bei einer Journalistenkonferenzvon seiner Position als Honorarprofessor am University College London (UCL) zurück, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am 11.6.15 berichtet.

Der 72-Jährige bei der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten in Südkorea mit dieser Aussage über Frauen in der Forschung Empörung ausgelöst: „Lassen Sie mich über meine Probleme mit Mädchen sprechen. Drei Dinge passieren, wenn sie im Labor sind: Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich und wenn du sie kritisierst, weinen sie.“

Liebe im Labor sei „störend für die Wissenschaft“, sagte Hunt, der 2001  gemeinsam mit zwei anderen Wissenschaftlern für seine Arbeit auf dem Gebiet der Zellforschung den nobelpreis erhalten hatte. Er habe „nur ehrlich“ sein wollen, sagte er nun, nannte sich selbst aber dennoch ein „chauvinistisches Schwein“.

Bevor die Politisch Korrekten ihn steinigen („Jeder nur einen Stein, bitte!“), darf ich ihn bitte noch kurz vorher dafür beschimpfen, dass er in die Steinigung einwilligt?!

Was es bedeutet, wenn Pflanzen spüren, wenn sie gegessen werden.

Pflanzen spüren es wohl, wenn sie gefressen werden. Eine US-Forschungsgruppe der University of Missouri in Columbia hat eine Studie mit diesem ungewöhnlichen Ergebnis veröffentlicht. So jedenfalls schreibt Vanessa Schneider in ihrem Artikel vom 9.6.15.

 Mit dieser Nachricht fault der vegetarische Heiligenschein zu einem Ring aus Scheinheiligkeit zusammen. Dieser Tomate auf dem Foto zum verlinkten Artikel sieht man an den panisch abgespreizten Blättern an, wie sie sich wehrt gegen die nahende Folterzeremonie vegetarischer Kauwerkzeuge, wie sie verzweifelt um ihr Leben strampelt und doch weiß, dass sie ihrer langsamen Zersetzung und vollständigen Verdauung nicht entgehen kann. Dieses tägliche Verbrechen kann nur auf drei Arten verhindert werden:
1. Abgepacktes Fleisch essen, denn selbst die übersichtlichste Schnitzelpsyche wird ihrem eigenen Verzehr als Befreiung aus der Vakuumverpackung freudig entgegensehen.
2. Mittels moderner Gentechnik dumme Tomaten züchten, deren emotionale Intelligenz nicht hoch genug entwickelt ist, um sich ihres Schicksals bewusst zu werden.
3. Sich damit anfreunden, dass Marmor im Abgang etwas ruppig ist – und diesen genießen, bis Forscher auch dessen Seelenleben analysiert haben.

 

 

 

Mein (immer noch bestehendes) Problem mit Frauenfußball

Anlässlich der letzten Frauen-WM schrieb ich 2011 in meinem Artikel „Mein Problem mit Frauenfußball“:

„Der ‚familienfreundliche Fußball‘, dessen Reinform offensichtlich der Frauenfußball darstellen soll, läutet nicht nur den Rückzug des kämpferischen Fußballsports zugunsten eines sauberen, aber auch emotionslosen Abziehbildes ein. Er bereitet gleichzeitig den Niedergang des kulturellen Phänomens Fußball als einem der letzten Refugien von Freiheit und emotionaler Ausgelassenheit in einer ansonsten immer stärker geregelten und kontrollierten Gesellschaft vor.“

Leider erscheint mir dies heute noch richtiger zu sein als vor vier Jahren.