Alle Beiträge von Matthias Heitmann

Zwischen „Gutmenschen“ und „Wutbürgern“

Zwischen den sogenannten „Gutmenschen“ mit ihrer zweifelhaften Interpretation des „Menschlichen“ und den sogenannten „Wutbürgern“ mit ihrer nicht minder zweifelhaften Interpretation des „Bürgerlichen“ droht das aus der öffentlichen Wahrnehmung vertrieben zu werden, was man „common sense“ nennt: also das Streben danach Vernunft, Gemeinsinn und gesundem Menschenverstand, ohne emotionale Verblendung, ohne alarmistischen Eifer und ohne wohlwollende Beschönigung der Realität.

Es wäre schön, wenn insbesondere jene, die in der Vergangenheit stolz darauf waren, sich als unabhängige Geister jenseits dieser vorgegebenen Bipolarität zu positionieren, wieder damit begännen, aus der Reihe zu tanzen und sich dem totalitären und spalterischen „Entweder-Oder“-Prinzip zu widersetzen. Auf das sich aus dem keifenden Pro-und-Contra-Bashing des schwarz-weißen Zeitgeists wieder ein Klima der offenen und wirklich kontroversen Debatte entwickelt.

Postkölnische Debattenkultur

„Irgendwo zwischen den Bildern von ertrunkenen Kindern an Europas Küsten und Jagdszenen auf der Kölner Domplatte scheint in Deutschland die Fähigkeit zum differenzierten Diskutieren verloren gegangen zu sein – oder vielleicht fällt es auch nur jetzt so besonders drastisch auf“, konstatiert Lorenz Maroldt in seinem lesenwerten Kommentar „Debatte um Flüchtlinge und die Übergriffe von Köln: Die gespaltene Nation“ im „Berliner Tagesspiegel“.

Er beschreibt die zwar eigentlich begrüßenswerte Abkehr vom ewigen Konsensstreben, wittert aber gleichzeitig neues Unheil, denn „spürbar ist heute eine geradezu manische Beschäftigung mit allem, was die eigenen Vorurteile bestätigt, und zugleich eine Abschottung vor allem, was sie erschüttern könnte“.

Wir sollten uns wieder darauf besinnen, dass jemand, der der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen zustimmt, keineswegs Gewalt gegen Frauen hinzunehmen bereit sein muss. Und wir sollten darüber diskutieren, was eigentlich Integration wirklich bedeutet und in was eigentlich integriert werden soll. In eine Gesellschaft, die sich so entzweit, wie wir es in der gegenwärtigen Debatte erleben, kann jedenfalls nichts und niemand integriert werden.

2016

RÜCKBLICK: Zeitgeisterjagd in Groß-Bieberau – Lesung & Debatte

„Gehen Sie mit dem Autor des gleichnamigen Buches auf eine Safari durch das Dickicht des modernen politischen Denkens“, lautete das Motto der Lesung mit integrierten Möglichkeiten zum Debattieren. Und diese wurden reichlich ausgenutzt: Bei niedrigen Temperaturen im ungeheizten Raum wurden in kleiner Runde lebhafter diskutiert als in manch großer. Ein wirklich schöner Abend! Vielen Dank allen, die daran mitgewirkt haben!

Wann: 14. Januar 2016
Wo: Studio X1, Bahnhofstr. 1, 64401 Groß-Bieberau
Einlass ab 18 Uhr, Veranstaltungsb eginn ist 19 Uhr
Eintrittspreis: 5 Euro

 

Reaktionen von Teilnehmern:

„Gestern einen informativen und spannenden Abend erlebt. Viel Austausch, Anregungen zum Nachdenken und Überdenken von Sichtweisen. Tolle Menschen. #‎Zeitgeisterjagd‬ ‪#‎EinSchönerAbend‬“

„Es war ein schöner und interessanter Abend, Danke Matthias Heitmann. Wer nicht da war, hat echt was verpasst.“