„Lieber zehnmal zünftig zerstritten als zweimal zweifelnd zugestimmt.“

Meine Antworten auf den Fragebogen der Zeitschrift „eigentümlich frei“:

Meine heutige Gemütslage: Freitag. Gestern hat es gedonnert. Mal sehen, was morgen passiert.

Meine größte Schwäche: Ich diskutiere sehr gern und viel.

Meine größte Stärke: Ich diskutiere sehr gern und viel.

Mein Motto: Lieber zehnmal zünftig zerstreiten und zeitnah zusammenraufen als zweimal zweifelnd zustimmen.

Meine Leidenschaft: Neben dem öffentlichen Diskutieren: meine Privatsphäre und mein Verein.

Mein größtes Vorbild: Ich war im Sturm nie gut genug, um den Namen nennen zu können, ohne ihn zu beschädigen.

Meine erste Erinnerung: Doppelhochzeit im Kindergarten mit Petra und Undine, man schrieb das Jahr 1975, kurz darauf: angebrochene Nase. Prägend. Schmerzhaft. Ab da ging es bergauf.

Meine Vorstellung von Politik: Eine wissbegierige, tolerante und leidenschaftliche Debattenkultur ohne Tabus und Denkverbote, aber mit Niveau, ohne Konsenssucht und Opfergehabe, mit offenem Visier und anschließendem Zuprosten in der Kneipe.

Meine Position in zehn Jahren: Ist hoffentlich noch durchdachter und von mir noch besser erklärbar.

Mein Lieblingsessen in meinem Lieblingslokal: Habe ich nicht, aber ich hasse Wackelpudding, überall.

Mein Lieblingsgetränk zu meinem Lieblingslied: Ein wirklich guter Espresso ist mir Musik genug.

Mein Lieblingsbuch von meinem Lieblingsautor: zurzeit Kenan Malik: „From Fatwa to Jihad“; Mick Hume: „Trigger Warning“ und Frank Furedi: „On Tolerance“.

Woran ich glaube: An die Vernunftfähigkeit des Menschen. Ich glaube zu wissen, dass man den Menschen vertrauen kann.

Was ich nicht mag: Selbstzufriedene Unwissenheit.

Worüber ich gerne streite: Über Öffentliches. Und über wichtiges, zum Beispiel Fußball.

Was ich am ehesten entschuldige: Neugierige Unwissenheit.

Wohin ich per Zeitreise gern düste: eine Kreuzfahrt durch die Epochen mit ausufernden Landgängen im antiken Griechenland, in den italienischen Stadtstaaten zur Zeit der Renaissance und in den „Goldenen Zwanzigern“. Und dann nach Berlin am 28. Juni 1959: Eintracht Frankfurts einzige deutsche Meisterschaft.

Wen ich einmal kennenlernen möchte: Lieber zu viele als zu wenige.

Was ich mit „eigentümlich frei“ verbinde: Eine ausgeprägte Liebe zur Freiheit, die für manchen eigentümlich ist.

Wie ich mir Deutschland in zehn Jahren vorstelle: Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die weniger paranoid und hypersensibel, dafür aber toleranter und offener, aufgeklärter und robuster, selbstbewusster und allergischer gegen wohlmeinende Bevormundung und therapeutische Entmündigung ist.

 

Dieser Text ist in der Printausgabe der Zeitschrift „eigentümlich frei“ (Nr. 159 Januar/Februar 2016) erschienen