Kinderfreundliches Fernsehen = kein Fernsehen?

Ich gebe es zu: Als praktizierender Vater bin ich sehr dankbar dafür, dass es TV-Kanäle wie „KiKa“ und „Nickelodeon“ gibt. Sie bieten Kindern die Möglichkeit, einfach mal kurz abzuschalten und sich berieseln zu lassen – und den Eltern erlauben sie, mal kurz durchzuschnaufen oder ihre E-Mails zu checken.

(Erschienen in: NovoArgumente Nr. 107, 7-8 2010)

Weiterlesen

Nicht mehr alle Aschenbecher im Schrank!

„Das Rauchen zu Hause kann nicht verboten werden.“ Pünktlich zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai formulierte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, in dem gleichnamigen Interview mit der Welt diesen lapidaren Satz.

Gut so, mag man als Leser, der die noch verbliebenen Reste seiner Privatsphäre zu schätzen weiß, meinen. Schließlich ist die Dame ja auch Mitglied der FDP, möchte man hinzufügen. Aber: „Auch liberale Politik kommt nicht ohne Verbote aus“, fügt Dyckmans hinzu, und schon erhält der eingangs zitierte, zunächst neutral erscheinende Aussagesatz eine Note des Bedauerns. Ganz offensichtlich hat die Dame recherchiert (oder recherchieren lassen): „Das [Rauchverbot in der eigenen Wohnung] ist weder mit dem Grundgesetz vereinbar, noch können wir es kontrollieren.“

Es ist interessant zu beobachten, wie die Dame die Inhalte des Grundgesetzes faktisch mit Füßen tritt, dies aber sprachlich in eine Grundgesetzverteidigung gießt. Freiheitsrechte, so scheint es, werden nur deswegen geachtet, weil deren Abschaffung so schwierig ist, und nicht, weil sie eine inhärente Berechtigung haben.
Erschienen in: NovoArgumente Nr. 107 (7-8 2010)

Konsequente Klimaretter: Osamas al Ökoida

Spätestens jetzt müsste den Klimawandel-Apokalyptikern, insbesondere nach dem Klimagipfel im frostigen Kopenhagen, bewusst werden, wie minimalistisch ihre Forderungen zur Weltenrettung bislang ausgefallen sind. Anstatt sich über lächerliche Zwei-Grad-Ziele Gedanken zu machen, meldete sich al Qaida-Chef Osama bin Laden Ende Januar 2010 mit konkreten Vorschlägen zur Lösung des Klimaproblems zu Wort.

Konsequente Klimaretter: Osamas al Ökoida weiterlesen

Schweinegrippe durch Fortschrittsgeilheit?

Im Vorfeld der Anhörung des Europarates zur Schweinegrippe am 2.2.2010 mehrten sich kritische Pressestimmen zum Umgang der Weltgesundheitsorganisation WHO mit der Grippe, die über mehrere Monate Schlagzeilen machte, sich aber letztlich als weitgehend ungefährlich herausstellte. Auch die taz wollte in einem am 25.1.10 unter dem Titel „Ich habe kein Vertrauen mehr“ veröffentlichten Interview (taz.de) mit dem Gesundheitsexperten Wolfgang Wodarg der Frage nachgehen, „warum die WHO bezüglich der Schweinegrippe aus einer Mücke einen Elefanten gemacht“ hatte.
Viel aufschlussreicher als die Antworten des SPD-Politikers, der dem Unterausschuss Gesundheit der parlamentarischen Versammlung des Europarates vorsteht, waren aber die Fragen der Interviewerin Katja Schmidt. „Gibt es überhaupt die Gefahr schwerer Grippepandemien?“ mag eine interessante Frage sein, allerdings eine, die sich gerade auch die Medien rechtzeitig, also während eines offensichtlichen Hypes, hätten stellen können – und auf die man auch sehr einfach hätte Antworten finden können. Schmidts weitere Frage an Wodarg, was Regierungen anfällig für den Grippe-Hype mache, ist ebenfalls spannend.
Allerdings macht man es sich auch hier ein wenig leicht, denn: Das Phänomen öffentlicher Paniken ist nur zum Teil in der Sphäre der Politik verortet, unkritisch Ängste verbreitende und jegliche journalistische Distanz vermissen lassende Medien sitzen in demselben Boot und treiben es zusätzlich an. Anstatt im Nachhinein pseudokritische Fragen zu stellen in dem Versuch, sich selbst von den Angstaposteln abzugrenzen, stünde es den Medien besser zu Gesicht, sich auch einmal inmitten einer emotionalisierten Debatte die Zeit zu nehmen, einen kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse zu werfen.
Wie weit wir davon entfernt sind, zeigt eine weitere Frage Schmidts: „Könnte es nicht sein, dass Regierungen zu anfällig für Wachstums- und Arbeitsplatzversprechen der Pharmaindustrie sind?“ Dass hier suggeriert wird, Paniken entstünden, weil Politiker sich an eine „Wachstumsideologie“ klammern, offenbart, wie stereotyp und fernab der Realität heute in „kritischen“ Kreisen nach Ursachen von Problemen gesucht wird. Apokalyptische Szenarien, z.B. bzgl. einer Grippewelle, als Folgeerscheinungen eines vermeintlich übersteigerten Fortschrittsstrebens der Politik umzudeuten, ist fast noch schlimmer, als auf diese hereinzufallen.

Kampf den Kohlenstoffeinheiten!

Manche Filme sollte man immer mal wieder sehen. Nicht, weil sie dadurch besser werden – im Gegenteil, alte Trickaufnahmen erscheinen angesichts fortschreitender Filmtechnik immer alberner –, sondern weil sich der gesellschaftliche Kontext, in dem man sie sieht, manchmal so stark verändert, dass sie neu wahrgenommen werden.
„Star Trek: der Film“ aus dem Jahr 1979 ist ein solches Werk. Die Geschichte ist schnell erzählt: Im Jahr 2271 machen Kirk, Spock & Co. Bekanntschaft mit einem wolkenähnlichen Wesen, das eine Sonde auf die Enterprise entsendet, sich aller Computer bemächtigt und Daten herunterlädt. Eine weitere Sonde erklärt der Crew, dass sie von V’Ger geschickt worden sei, um die „Kohlenstoffeinheiten“ – gemeint sind die Menschen –, die das Schiff infiziert hätten, zu studieren, und dass V’Ger die Erde ansteuere, um seinen Schöpfer zu treffen. Als V’Ger von dort keine Antwort erhält, greift es den blauen Planeten an, um ihn von allen Kohlenstoffeinheiten zu säubern.
Dennoch geht die Geschichte am Ende gut aus: Kirk & Co. decken auf, dass V’Ger eine über 200 Jahre alte menschliche Sonde (Voyager 6) ist, die auf einem von Maschinen bewohnten Planeten gestürzt, von diesen anschließend repariert worden war und nun wieder auf seiner Ursprungsmission „Lerne, was zu lernen ist und bring die Daten deinem Schöpfer“ unterwegs ist. Erst durch eine körperliche Verschmelzung mit einem weiteren Crewmitglied der Enterprise endet ihre Mission.
Was sagt uns das? Menschen sind eben mehr als Kohlenstoffeinheiten, die das „Raumschiff Erde“ infizieren. Wer sie auf C-Moleküle reduziert, aus denen sie bestehen oder die sie, z.B. in Form von CO2, ausscheiden, setzt einen zerstörerischen Kurs. 1979 mag das noch selbstverständlich gewesen sein; heute erscheint es angebracht, nochmals daran zu erinnern.

Matthias Heitmann