Wozu brauchen wir die Schariah? Freiheit kann man auch anders zerstören.

„In der gesamten EU soll demnächst nicht nur die Leugnung des Holocaust verboten, sondern die „öffentliche Duldung, Leugnung oder massive Trivialisierung von Genozid-Verbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen“ mit einem bis drei Jahren Gefängnis bestraft werden müssen. … Das gleiche Gesetz will die Verbreitung „von Traktaten, Bildern oder anderem Material“ unter Strafe stellen, das sich „gegen eine Gruppe von Personen oder ein Mitglied einer solchen Gruppe definiert durch Rasse, Hautfarbe, Religion, Abstammung oder nationale oder ethnische Zugehörigkeit richtet“. Damit wird das Verbot der Religionskritik in Europa wieder eingeführt. In der Praxis wird das auf ein Verbot der Islam-Kritik hinauslaufen.“

Die Beerdigung des mündigen Verbrauchers

Sehr aufschlussreich – und beunruhigend zugleich, der Artikel von Corinna Budras aus der F.A.Z. vom 10.2.2015:
„Die Verbraucherschützer … sind begeistert. Die Abkehr vom Bild des mündigen Verbrauchers fordern sie schon lange. Billens Nachfolger an der Spitze der Verbraucherzentrale, Klaus Müller, findet deutliche Worte. Als „Lebenslüge“ bezeichnet er das Konstrukt des „mündigen Verbrauchers“ – das zentrale Leitbild, das das Wirtschaftsleben jahrzehntelang geprägt hat.“

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-verbraucherschutz-als-vormund-fuer-die-buerger-13415856-p3.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3

Westliche Medien: naive Handlanger des IS

Ein englisches Sprichwort lautet: „It takes two to Tango.“ Zum Tangotanzen braucht man zwei. Brendan O’Neill, Chefredakteur des britischen Online-Magazins Spiked, hat das Sprichwort ergänzt, bzw. aktualisiert:

„It takes two to tango — it also takes two to terrorise: the terrorist himself and the interpreter of his act, the media, which can spread far and wide the fear that the terrorist longs to strike into our hearts but is incapable of disseminating on his own.“

Es braucht auch zwei, um Terrorismus zur vollen Entfaltung zu bringen: Den Terroristen selbst, und denjenigen, der seine Tat interpretiert und die Angst bis in die hintersten Ecken der Welt verbreitet, so weit, wie es der einzelne Terrorist niemals vermögen würde.

Die Art und Weise, in der sich die westliche Medien auf die Hinrichtungen des „Islamischen Staats“ (IS) stürzen und ausschlachten, macht sie fast zu Handlangern, zumindest aber zur kostenfreien PR-Abteilung der Terrororganisation.

Würde die westliche Öffentlichkeit aufhören, sich über die Gräueltaten des IS jedes Mal aufs Neue zu ergötzen, die Taten verlören ihre eigentliche Bedeutung. Denn der IS hat von den Hinrichtungen nur dann einen Vorteil, wenn sie im Westen Verbreitung finden und Angst und Schrecken verbreiten. Dies ist gerade im Moment wichtig, da die Terrormiliz sowohl in Kobane als auch im Irak zunehmend in die Defensive gerät und der Mythos ihrer Unbesiegbarkeit im Westen gefährdet ist.

Das heißt keineswegs, dass die Taten des „Islamischen Staates“ verschwiegen werden sollten. Wir sollten über sie berichten und sie zur Kenntnis nehmen. Wir sollten uns ihnen aber im vollen Selbstvertrauen und im Vertrauen auf Aufgeklärtheit und Zivilisiertheit entgegenstellen und sie als das begreifen, was sie sind: Rückzugsgefechte einer barbarisch-rückschrittlichen Ideologie, der wir nur Herr werden können, wenn wir nicht selbst in die Falle der Barbarei und der Angstkultur tappen und uns Menschlichkeit als höchsten Wert bewahren.

„Der Pechstein des Anstoßes“ reloaded

Vor fünf Jahren schrieb ich in meinem Kommentar zum Fall Claudia Pechstein

„Nach dem CAS-Urteil gegen die deutsche Eisschnellläuferin Claudia Pechstein vom November scheinen für die Anti-Doping-Krieger einfachere Zeiten anzubrechen. Denn mit der Positivliste müssen sie jetzt nicht mehr argumentieren. Pechstein wurde mit einer Sperre belegt, obwohl ihr kein Doping nachgewiesen werden konnte. In der sogenannten „indirekten Beweisführung“ wurde argumentiert, die Blutwerte der Olympiasiegerin seien „unnatürlich“ und nur mit Doping zu erklären. Spannend dürfte es werden, wenn einmal genauer hinterfragt wird, was im Zeitalter des modernen Leistungssports, der „von Natur aus“ mit Natur wenig am Hut hat, unter „unnatürlich“ zu verstehen ist.“

Heute nun hat eine vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) beauftragte medizinische Kommission den 2009 vom Internationalen Eisschnelllauf-Verband (ISU) festgestellten „indirekten Beweis“ für Blut-Doping bei Pechstein für nicht haltbar erklärt.

Spannend könnte es werden, wenn man nun noch die Zusammenhänge zwischen der Vorverurteilungskultur im Dopingkampf und den zahlreichen Unstimmigkeiten und Lücken bei der Definition des „Dopingbegriffs“ thematisiert. Möglicherweise geschieht dies, wenn den Gerichten dämmert, das „Sportgerichtsbarkeit“ mit den Grundsätzen des Rechtsstaats des Öfteren wenig gemein hat. Mehr dazu in meinem Artikeldossier „Sport, Doping &Ethik“

Kölle Allah: Rosenmontagszug ohne Charlie-Hebdo-Wagen

Ich war noch nie ein Karnevalist. Was ich aber noch am ehesten mochte, waren die Reste an politisch unkorrekter Frechheit und die aufmüpfige Tradition, gegen „die da oben“ und auch mal gegen den Zeitgeist zu schießen. Aber wenn sich nun die Angst über alles legt, ist auch beim Karneval kein Platz für Freiheit. Na denn: Kölle Allah.

Karnevalisten ziehen „Charlie Hebdo“-Wagen zurück

Terrorangst: Selbstzerstörungssequenz eingeleitet in 3, 2, 1 …

Ja, der Westen schafft sich ab. Er braucht dazu aber – und das ist meiner Meinung nach das zentrale Missverständnis in der Debatte, und auch von Alexander Kissler in seinem Artikel „Der Westen schafft sich ab“ – keinerlei islamistischen Terror. Die bloße Angst vor dem Terror reicht da völlig aus.

Der Westen schafft sich ganz von alleine ab. Es reicht die Anfrage eines Mannes bei Aldi, und weg ist die Flüssigseife. Es reicht die Idee von Ralf König, man könne ihn attackieren, und weg ist sein Comic. Es reicht die Angst vor (den Kosten der Abwendung von) Protesten, und Hanau entscheidet kurz entschlossen, eine Karikaturenausstellung nicht zu zeigen – um die Entscheidung dann ebenso kurzentschlossen zu revidieren. Es reicht die Vorstellung, Muslime könnten Einspruch erheben gegen ein Theaterstück, und abgesetzt ist es.

Das ist das Problem mit einer, wie Kissler schreibt, „vorauseilenden Unterwerfungsgeste“: Sie verstärkt die Wirkung des Terrors nicht nur, sie macht ihn überflüssig. Wer solche Selbstschutzmechanismen hat, braucht gar keine reale Bedrohung, es reicht die gefühlte, oder sogar die erfundene.

Aufklärung für den Islam – und was ist mit uns?

Es ist schon seltsam: Dieselben Leute, die dem Islam eine Aufklärung nach westlichem Vorbild wünschen, haben eben diese Aufklärung schon lange selbst ad acta gelegt. Das Misstrauen gegenüber dem einfachen Bürger ( = potenzieller Pegida-Anhänger), freier demokratischer Gesellschaftsorganisation ( = eh alle korrupt und egoistisch) und gegenüber Wissenschaft und Forschung ( = Umweltverschrottung & Menschenvergiftung) sitzt so tief, dass man sich fragt, was da „dem Islam“ eigentlich an den Hals gewünscht wird.

Vielleicht wäre auch hierzulande eine neue Aufklärung geboten, nicht nur hinsichtlich der Beschränkung religiöser Macht, sondern auch in Bezug auf ihre ureigensten Werte, die erst das Zurückdrängen religiöser Vorstellungen möglich machten. Dann käme unsere Gesellschaft auch nicht auf die Idee, in ihrem Angstfieberwahn die eigenen zivilisatorischen Errungenschaften so bereitwillig aus dem Fenster zu werfen. Solange die „Progressiven“ hierzulande aber vom Menschen ungefähr so viel halten wie die Mörderbanden des Islamischen Staates, braucht sich jedenfalls niemand besonders viel auf die westliche Zivilisiertheit einbilden.

Hanau kneift!

Mittlerweile ist beinahe täglich in deutschen Medien nachzulesen, wie die Angst vor dem Islamismus dazu führt, dass seine Forderungen Wirklichkeit werden. Ein weiteres Beispiel dafür ist die kurzzeitige Absage einer Ausstellung von Werken der Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz in Hanau. Begründet wurde sie mit den durch das erhöhte Bedrohungspotenzial entstehenden Zusatzkosten von knapp 20.000 Euro.  Die Stadt Hanau hat nun aber doch entschieden, die geplante Karikaturen-Ausstellung durchzuführen.

Ob die geplante Ausstellung der beiden Karikaturisten im Kunstauktionshaus Lempertz in Berlin stattfinden wird, steht aber wohl weiter auf der Kippe – nicht etwa, weil sich die beiden Künstler bedroht fühlen, sondern weil staatliche Stellen offenbar auch hier zögern, die notwendigen zusätzlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Es ist es nicht die „Islamisierung“, die Europa lähmt, sondern die zelebrierte Angst vor jedweder Auseinandersetzung, in der man Meinungs- und Pressefreiheit verteidigen müsste. Nur zu dankbar wird der Verweis auf unklare Bedrohungslagen als Rechtfertigung für die Selbstverstümmelung der Gesellschaft herangezogen. Es bedarf gar keiner Terroristen, denn Europa agiert auch ohne sie kopflos. Und schlimmer noch: Diese selbstproduzierte Kopflosigkeit wird von verblendeten Hirnen als Zeichen der eigenen Stärke umgedeutet. Sie lädt förmlich dazu ein, den Grund für die im vorauseilenden Gehorsam gefühlte Angst nachzuliefern.

Deswegen hat Greser Recht, wenn er im Zusammenhang mit der Absage der Hanauer Ausstellung von einem „Sieg der Terroristen“ spricht. Man könnte aber noch ein Stück weiter gehen: „Sieg“ suggeriert, dass es Gegenwehr gegeben hat. Hier haben wir es jedoch mit einer vorauseilenden kampflosen Kapitulation zu tun. Freie Menschen können ihre Freiheit verlieren. Aber nur sie können sie auch verteidigen.

http://www.faz.net/…/hanau-sagt-greser-und-lenz-schau-ab-ei…

http://www.fnp.de/rhein-main/Hanau-Karikaturen-Ausstellung-soll-doch-stattfinden;art801,1224487

Leseempfehlung: „Die Diktatur der Angst“

Sehr lesenswert, der Kommentar „Die Diktatur der Angst“ vom Chefredaktor der Baseler Zeitung, Markus Somm, vom 17.1.15: „Schockiert über das Verbrechen in Paris, haben manche Kommentatoren übersehen, dass nicht nur Islamisten die Meinungsfreiheit in Frage stellen – sondern auch im Westen, in sogenannt säkularen Kreisen, kommt es immer öfter vor, dass im Namen der politischen Korrektheit oder des Anti-Rassismus oder unter welchem Titel auch immer die wohlmeinenden Zensoren auftreten, Meinungen, die einem nicht passen oder Darstellungen, die andere verletzen, unterdrückt werden: An amerikanischen Universitäten werden Redner ausgeladen, die Israel verteidigen oder das Recht auf Abtreibung in Frage stellen. Leute, die den Klimawandel bezweifeln, werden als ­Klima-Leugner zum Schweigen gebracht (…). Sicher: Ob man jemanden daran hindern will, sich zu ­äussern, ist nicht im Entferntesten das Gleiche, wie jemanden umzubringen, der einen Propheten karikiert. Und doch gleichen sich die Motive. Man redet der Zensur das Wort.“

Matthias Heitmann