Hochspannung macht krank? Wie spannend!

Bald sind wir dann wirklich wieder bei der Neurasthenie, dem Vorgänger des heutigen Burnout-Syndroms, der zum „fin die siècle“ in Europa grassierte und auf die „elektrische Revolution“ zurückgeführt wurde.
Aber die Logik ist verblüffend: Wir haben keine Ahnung, was Alzheimer auslöst, und daher ist es geradezu zwingend, dass es etwas sein muss, von dessen Nebenwirkungen wir bislang genauso wenig Ahnung hatten. Wer will da schon widersprechen?

 

„Hochspannungsleitungen können krank machen: Angst der Anwohner vor Strahlung: Lösen Straomtrassen Leukämie und Alzheimer aus?“ (Focus Online)

Na chlor!

Chlorhuhn: desinfiziert, aber eben amerikanisch, und das darf ja nicht gesünder sein. Dann doch lieber auf deutsche Salmonellen setzen, die sind wenigstens biodynamisch und glücklich aufgewachsen.

Hygieneexperte Franz Daschner: „Bei der Desinfektion haben wir es … mit Chlor in gebundener Form und in deutlich niedrigeren Konzentrationen zu tun: mit Natriumhydrochlorit und Chlordioxid – das ist das gleiche Zeug, das wir zur Reinhaltung des Trink- und Schwimmbadwassers verwenden. Und zwar seit Jahrzehnten, ohne dass deshalb ein einziger Mensch an gechlortem Wasser gestorben wäre oder es jemanden sonst in irgendeiner Weise geschadet hätte.“

„Freiburger Hygieneexperte: Esse lieber Chlorhünchen als deutsches Huhn“ (Badische Zeitung)

Frankfurter Rundschau: Predigerjournalismus als Geschäftsmodell?

 Peter Turi zitiert aus dem Horizont-Interview (23/2014, S. 11) mit Bascha Mika, Co-Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau: Auch eine gedruckte Zeitung brauche künftig eine „Community“, die bereit ist, zu bezahlen, „so wie eine freikirchliche Gemeinde ihren Pfarrer bezahlt, damit er predigt“. Dieser Gemeinde dürfe man dann „nicht irgendeinen Schrott anbieten“.

Eine Tageszeitung wie ein freikirchliches Gemeindeblatt betreiben zu wollen und das als Unabhängigkeit von „Anzeigenerlösen“ und Garantie für höherwertige Berichterstattung zu feiern, sagt einiges aus über Anspruch und Selbstverständnis des zeitgenössischen „unabhängigen und kritischen“ Journalismus.

Die EU demokratisch reformieren? “Pimpen” Sie ein Bobbycar, wenn Sie fliegen wollen?

Wer immer noch glaubt, mit der Teilnahme an den Wahlen zum EU-Parlament habe man als als Bürger der EU politischen Einfluss nehmen können, der möge Zeitung lesen (z.B. diese Artikel auf Spiegel Online oder Welt Online, beides Medien, die nun wirklich nicht in dem Ruf stehen, antieuropäisch zu sein). Weder handelt es sich bei dem Straßburger Parlament um ein Parlament, das den Namen verdient, noch handelte es sich um eine demokratische Wahl, noch haben die Bürger einen Einfluss auf die Politik der EU. Eine Teilnahme an einer solchen „Wahl“ hilft dabei, einen Apparat, dessen Aufgabe es ist, oberhalb jeglicher demokratischer Kontrolle zu agieren, demokratisch erscheinen zu lassen. Die EU demokratisch reformieren? „Pimpen“ Sie ein Bobbycar, wenn Sie fliegen wollen?

Der doppelte Staatsbürger

„Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo hat bei der Europawahl zweimal seine Stimme abgegeben. Die Aufregung ist groß. Dabei ist es doch gerade das Prinzip bei Europawahlen, dass die Stimmen mancher Wähler mehr wert sind als die anderer. So ist  beispielsweise eine abgegebene Stimme in Luxemburg zehnmal mehr Wert als eine in Deutschland. Insofern ist die Lorenzo einfach nur ein konsequenter Pro-Europäer, zumal er garantiert nicht die AfD gewählt hat.

Matthias Heitmann