„Die Zeitgeisterstunde“
/ Kein Kabarett / Keine Lesung / Keine Langeweile
Dem Zeitgeist die Energiesparlampe auspusten – nicht mehr, aber auch nicht weniger versprach das Bühnenprojekt „Zeitgeisterstunde“, das am 5. Oktober 2017 im Frankfurter Kabarett „Die Schmiere“ uraufgeführt wurde. Kurz nach der Bundestagswahl sollte dem zynischen Mainstream-Denken unserer Tage das Fürchten gelehrt und den Verschreckten und Entmutigten eine ordentliche Portion Zuversicht verabreicht werden.
Die beiden Protagonisten der „Zeitgeisterstunde“ sind weder klassische Spaßmacher noch gelernte Entertainer. Matthias Heitmann und Tim Lauth kommen beide aus der Medienwelt, wenngleich aus entgegengesetzten Richtungen. Was sie eint, ist die Auseinandersetzung mit dem tagtäglichen Wahnsinn: der eine seit über 20 Jahren als kreativ-kritischer Kommentator und Buchautor, der andere als jugendlicher und aufstrebender Radio- und Fernsehmoderator.
Der Zufall führte die beiden 2015 bei einem Interview zusammen: Seitdem diskutierten sie jede Woche im Radio und online in ihrer Kolumne „Der WochenWahnsinn“ über eben diesen. Den Stoff, den sie dabei verarbeiteten, lieferte die real existierende Wirklichkeit als ewig nachwachsende Ressource. „Es wird viel darüber geredet, dass der moralische und gesellschaftliche Konsens aufbricht. Viele fürchten sich davor. Dabei wäre es doch ganz schön, wenn sich tatsächlich einige Verstopfungen und Versteinerungen in unserem Denken auflösen würden“, schilderte Tim Lauth die optimistische Basis des gemeinsamen Projekts.
Und Matthias Heitmann ergänzte: „Es wird höchste Zeit, unsere eigene Weltsicht zu hinterfragen und den Zeitgeist zu verjagen, der sich in unserem Denken eingenistet hat. Das geht aber nicht beim Kuscheln, sondern nur in der Auseinandersetzung. Die Zeitgeisterstunde ist ein Fitnessprogramm für den Verstand, ein Abführmittel für verstopfte Gedankengänge, sozusagen ein ‚Würg-Shop‘ für den Mainstream.“ Mit genau dieser Einstellung lebten Heitmann & Lauth ihre ganze Unterschiedlichkeit auf die Bühne aus. Der smarte und glatte „LauthSprecher“ traf auf den kompromisslosen und widerborstigen „Zeitgeisterjäger FreiHeitmann“ und erhielt von diesem einen Crashkurs in querulantisch-humanistischem Geradeausdenken.
Nicht immer war dies im eigentlichen Sinne „witzig“, denn oft ging es ans Eingemachte: Grundüberzeugungen, die häufig als „vernünftig“ und „alternativlos“ gelten, wurden seziert und als Tarnungen des pessimistischen Zeitgeists entlarvt. Deswegen betonten Matthias Heitmann und Tim Lauth auch: „Die Zeitgeisterstunde ist kein Kabarett und keine Lesung – und liefert daher auch keine Langeweile“. Die inhaltliche Abwechslung spiegelte sich in unterschiedlichen Bühnen-Formaten wider. Und so lehrten Heitmann & Lauth dem zynischen Mainstream-Denken unserer Tage das Fürchten, lösten „Knoten im Kopf“, wie die Frankfurter Neuen Presse schrieb, und verabreichten dem überraschten Publikum gute Gründe für Optimismus.
Die letzte Vorstellung der „Zeitgeisterstunde“ fand am 11. März 2018 statt. Seit Mai 2018 steht Matthias Heitmann mit seinem Programm „Karla-Ingeborg auf Zeitgeisterjagd“ in der „Schmiere “ auf der Bühne. Weitere Infos gibt’s hier
Fotos: Thomas Kiessling, www.lichtrichtung.de