Good news from Britain: Labours Paternalismus fällt bei Wahlen durch

Großbritannien hat gewählt – ohne jeden öffentlichen Enthusiasmus, ohne das früher übliche öffentliche Farbe-Bekennen seiner Bürger, in dem mittels Fähnchen und Plakaten demonstriert wurde, wem man politisch nahestand. Und wie meistens, wenn es keinerlei politischen Enthusiasmus gibt, der die Menschen zum Diskutieren anregt, gewinnt der Amtsinhaber die Wahl.

Premierminister bleibt also David Cameron von den konservativen Tories. Ob er allein regieren kann, ist noch ungewiss. Völlig klar ist indes eins: Die vor 18 Jahren als an die Regierung gewählte „New Labour Party“ wird sich wieder einmal völlig neu erfinden, sprich: weiter von traditionellen Inhalten und Verbindungen verabschieden müssen, wenn ihr jemals wieder ein Comeback gelingen sollte.

Der endgültige Untergang der Tony Blair-Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Ed Miliband ist eine gute Nachricht für all jene, denen Fortschritt und Freiheit am Herzen liegt. Selten hat eine demokratische Partei einen derart paternalistischen, arroganten und entmündigenden Politikstil gepflegt und sich das Mäntelchen des „Progressiven“ unberechtigter umgehängt wie Labour 2015. Dass diese Partei massiv Stimmen verlor, ist nicht zu bedauern.

Die Tatsache jedoch, dass einige dieser Stimmen im Norden an die Schottische Nationalpartei (SNP) gingen, offenbar die Ausweg- und Alternativlosigkeit, mit der die Wahlbevölkerung zu kämpfen hat. Schließlich steht die SNP hinsichtlich ihrer offen zur Schau getragenen Ablehnung des kleinen Mannes Labour in nichts nach.

Und so bleibt dem Betrachter kaum etwas anderes übrig, als eine zielspältige Bilanz zu ziehen: Dass die Tories an der Macht bleiben, ist zwar keine gute Nachricht, könnte aber mit Blick auf Europa und das von Cameron versprochene Referendum zur EU-Mitgliedschaft Großbritanniens spannend werden. Eine gute Nachricht ist aber die deutliche Ablehnung von Labour mitsamt ihrem freiheitsfeindlichen, autoritären, entmündigenden und bürgerfeindlichen Politikverständnis.

 

Dieser Kurzkommentar ist am 8.5.2015 in der BFT Bürgerzeitung erschienen.