Terrorangst: Selbstzerstörungssequenz eingeleitet in 3, 2, 1 …

Ja, der Westen schafft sich ab. Er braucht dazu aber – und das ist meiner Meinung nach das zentrale Missverständnis in der Debatte, und auch von Alexander Kissler in seinem Artikel „Der Westen schafft sich ab“ – keinerlei islamistischen Terror. Die bloße Angst vor dem Terror reicht da völlig aus.

Der Westen schafft sich ganz von alleine ab. Es reicht die Anfrage eines Mannes bei Aldi, und weg ist die Flüssigseife. Es reicht die Idee von Ralf König, man könne ihn attackieren, und weg ist sein Comic. Es reicht die Angst vor (den Kosten der Abwendung von) Protesten, und Hanau entscheidet kurz entschlossen, eine Karikaturenausstellung nicht zu zeigen – um die Entscheidung dann ebenso kurzentschlossen zu revidieren. Es reicht die Vorstellung, Muslime könnten Einspruch erheben gegen ein Theaterstück, und abgesetzt ist es.

Das ist das Problem mit einer, wie Kissler schreibt, „vorauseilenden Unterwerfungsgeste“: Sie verstärkt die Wirkung des Terrors nicht nur, sie macht ihn überflüssig. Wer solche Selbstschutzmechanismen hat, braucht gar keine reale Bedrohung, es reicht die gefühlte, oder sogar die erfundene.