„So eine Krise mit Flaute kann ihn nicht erschüttern“

Artikel von Enrico Sauda in der Frankfurter Neuen Presse vom 30.05.2020

Matthias Heitmann ist Journalist, Comedian, Redner und Optimist. Letzteres trifft sich gut, denn die ersten drei Jobs kann er zurzeit nicht ausüben. Wegen Corona. „Das Fatale ist, dass du für alle Sparten extrem viel Stoff bekommst, den aber nicht los wirst“, schildert der Frankfurter seine Lage. „Die Auftragslage für Freie Journalisten ist alles andere als gut, so wie die Auftrittslage für Comedians“, macht er deutlich.

Da geht es dem 49-Jährigen nicht anders als unzähligen anderen Klein- und Kleinstkünstlern. Aber ihm hilft seine Zuversicht: „Für mich ist das Glas immer voll. Wenn nicht mit Wasser, dann mit Luft.“ Ein Optimist rede nicht alles schön, sondern er glaube daran, „dass du Dinge zum Positiven verändern kannst. Mir reicht die Möglichkeit zu sehen, dass es besser werden kann“. Diese Einstellung wirke Depressionen vor. Deshalb durchlebe er zurzeit kein Tief. „Im Gegenteil.“

Er war so optimistisch, dass er im März davon ausging, dass im Sommer „der Laden schon wieder brummen würde“. Da machte er sich an die Gartenarbeit. „Jetzt ist zumindest der Garten schön für den Sommerurlaub daheim.“ Er macht das Beste daraus. Im Moment sammelt er Themen. „Ich habe Gesellschaftswissenschaften studiert, aus diesem Grund ist das für mich gerade eine extrem spannende Zeit“, so der Kabarettist, der für das Magazin „Cicero“ eine regelmäßige Kolumne schreibt und als Vortragsredner unterwegs ist. „Ich spreche bei Firmen über Optimismus.“

Als Jugendlicher war er anders, „da war ich ein grüner, linker Pessimist und Menschenfeind“. Dann lernte er Menschen kennen, die ihm zeigten, dass man die Welt besser sehen kann und dass sie bunter ist. Heitmann, den Comedian Vince Ebert als intellektuellen Störer, Ketzer und Regelbrecher bezeichnet, hat genug Material für eine Rückkehr auf die Bühne zusammen: „Ich wäre dann soweit“, und das sogar ohne seine Künstliche Intelligenz „Karla-Ingeborg“.

Mit ihr, die aus dem Glaskopf mit flackernder Glühbirne besteht und neugierig auf das menschliche Denken ist, setzt er sich in seinem Bühnenprogramm mit Verhältnis von künstlicher Intelligenz und menschlichem Intellekt und mit den Absurditäten unseres Lebens auseinander „Werden wir jetzt von KI ein bisschen mehr Rationalität lernen?“, fragt er. Es wäre zu wünschen. Die Krise bietet Stoff und Anlass genug.