Es ist so leicht und bequem, sich über die Marotten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu amüsieren. Seiner subjektiven Lesart der Geschichte zufolge wurden die USA von Muslimen überhaupt erst entdeckt. Darüber kann man als politisch-korrekter, aufgeklärter und progressiver Westler selbst dann laut lachen, wenn man selbst schon lange Abstand davon genommen hat zu glauben, dass es Objektivität überhaupt gibt.
Die Beugung der Realität durch Erdogan ist ein Spiegelbild der im Westen seit vielen Jahren grassierenden „Globulisierung“ von Rationalität und Wissenschaft. Wer meint, es gäbe keine Objektivität und daher auch keine objektive Wissenschaft (und schon gar keine, zu der Menschen imstande wären), der sollte sich im öffentlichen Shitstorm gegen seinen Bruder im Geiste Erdogan eher zurückhalten.