Kurzmitteilungen

Neuerscheinung: „Neue Weltordnung“

Matthias Heitmann: „Neue Weltordnung“, Buch in der Reihe „Wissen 3000″ 96 Seiten Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, März 2004 ISBN 3434461965 € 8,60

Die „Neue Weltordnung“ ist neu, aber zugleich auch alt: Sie ist neu, weil der alte, die Welt in zwei recht stabile Lager teilende Systemkonflikt nicht mehr existiert. Sie ist jedoch insofern alt, als dass sie an alten Widersprüchen krankt und das Fehlen neuer, die Welt kohärierender Visionen die alte Frage nach der Legitimation von Machtverhältnissen wieder aufwirft, dies sogar deutlicher denn je.

Das Buch zeichnet kurz und knapp die Geschichte der Weltordnungen seit der Kolonialzeit nach, sowohl auf der Ebene der historischen Ereignisse als auch auf der Ebene der ideengeschichtlichen und ideologischen Entwicklung. Besonderes Gewicht wird auf die Analyse des Zusammenhangs innenpolitischer und außenpolitischer Prozesse gelegt.

Der letzte Abschnitt des Buches widmet sich den aktuellen politischen Trends und den sich hieraus ableitenden Fragen, die die aktuelle Debatte über die Zukunft der Neuen Weltordnung nach dem 11. September 2001 prägen. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die gängigen Erklärungsmuster der neuen Qualität der globalen Veränderungen oft nicht gerecht werden und stellt dem einen eigenen Ausblick gegenüber.

Folgende Kundenrezension erschien auf www.amazon.de:

„Normalerweise sind solche kleine Einstiegsbüchlein zu solch komplexen Themen wie etwa ‚Neue Weltordnung‘ sehr dürftig. Denn sie teilen dem Leser oft nur Dinge mit, die dieser eigentlich schon ‚weiß‘. Dieses Buch von Matthias Heitmann aber ist eine originelle Ausnahme. Es betrachtet die gegenwärtigen turbulenten Umbrüche in der Weltpolitik aus einem erhellenden neuen Blickwinkel und kann so auch von hochdotierten Publizisten mit Nutzen gelesen werden. Sehr erfreulich ist, daß Matthias Heitmann die amerikanische Außenpolitik zwar kritisch betrachtet, ohne aber dabei auf den billigen Anti-Amerikanismus zurückzufallen, den der gegenwärtige populäre Diskurs prägt. Heitmanns ‚Neue Weltordnung‘ räumt mit entscheidenden Vorurteilen auf über eine angeblich unilateralistische und auf Weltherrschaft und Ölausbeutung ausgerichtete amerikanische Außenpolitik, die von perfiden Konzernen wie etwa Halliburton geprägt würde. Dabei kommt Heitmann aber mitnichten zu dem Schluß, daß es sich bei der gegenwärtigen westlichen Politik um eine Abkehr von Machtpolitik per se handelt. Sondern er deckt gerade die spezifischen Legitimationsmuster gegenwärtiger westlicher Machtpolitik auf, einer Machtpolitik, die sich in den Jahren nach Wegfall des Eisernen Vorhangs fast ungehindert entfalten konnte. Dabei fällt dem Leser auf, daß die vieldiskutierte und zu recht kritisierte ‚Bush-Doktrin‘ keineswegs so neu ist wie viele meinen; denn eine ‚präventive‘ Machtpolitik wird schon spätestens seit Mitte der 90er Jahre auf beiden Seiten des Atlantiks gutgeheißen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Frage, ob das westliche transatlantische Bündnis vor einem Bruch steht, in einem ganz anderen Licht. Heitmanns Buch kann so auch von historisch interessierten Menschen mit Nutzen gelesen werden, da es die ideologischen Fundamente unserer gegenwärtigen ‚Weltordnung‘ in einen erhellenden Vergleich zu früheren Ideensystemen setzt.“
(„krogusch“ auf Amazon.de, März 2004)

”Ich möchte sehen, wie Joschka Fischer Militärparaden abnimmt”

Ein Interview mit Christian Schmidt, Autor des Buches „Wir sind die Wahnsinnigen. Joschka Fischer und seine Gang“, erschienen im Econ Verlag, München 1998.

Joschka Fischer hat eine abwechslungsreiche Karriere als Politiker hinter sich. Mit seiner ”Gang”, bestehend u.a. aus Dany Cohn-Bendit, Tom Koenigs und Matthias Beltz, widmete er sich zunächst dem ”Revolutionären Kampf”, er agitierte Opel-Arbeiter und lieferte sich Straßenschlachten mit der Polizei. ”Wir sind die Wahnsinnigen”, das Buch des freien Journalisten und ehemaligen ”Titanic”-Redakteurs Christian Schmidt schildert den Werdegang der Frankfurter Alt-Spontis, die sich nach dem verloren ”militärischen Krieg” gegen den Staat und einer Depressionsphase in den 80er Jahren nach einigem Zaudern entschlossen, zu Grünen zu werden. Aus frustrierten Taxifahrern wurden schließlich grüne Minister und Staatssekretäre, aus naiven Revoluzzern Moralapostel und politisch korrekte Sachzwang-Verwalter, aus Joschka wurde Joseph. Schmidts Buch lieferte der CDU kurzzeitig Nahrung für ihren Wahlkampf gegen die Grünen.

Herr Schmidt, im ersten Satz Ihres Buches schreiben Sie, daß Ihnen Joschka Fischer und seine politischen Freunde nicht gerade sympathisch sind. Ist das Buch eine persönliche Abrechnung mit den Obergrünen?

Christian Schmidt: Nein, denn ich kenne die Leute persönlich gar nicht. Daß mir Joschka Fischer und seine Leute nicht sympathisch sind, hat etwas mit dem zu tun, was ich über Jahre von ihnen mitbekommen habe. Diese Einleitungsfloskel sorgt dafür, daß jeder gleich weiß, was in diesem Buch passiert.

Das Buch liest sich dennoch passagenweise wie eine Anklageschrift gegen einen Putschisten, der eine an sich gute Partei korrumpiert und zerstört hat. Ist Fischer für den Anpassungskurs der Grünen verantwortlich, oder ist nicht umgekehrt die politische Schwäche der Grünen Voraussetzung für Fischers Karriere?Christian Schmidt: Ich kann mir gut vorstellen, daß, wenn nicht Joschka Fischer, es andere gegeben hätte, die eine ähnliche Rolle gespielt hätten. Wenn man aber meint, Personen spielten gar keine Rolle, dann bräuchte man solche Bücher nicht mehr schreiben. Ich bin nicht dieser Ansicht.

In meinem Bekanntenkreis, der auch diffus grün und noch-links oder ex-links ist, wurde über meine Recherchen gesagt: Wieso denn Joschka Fischer, der ist doch wirklich noch ganz in Ordnung; oder wie die Sängerin Nena kürzlich in einem Interview sagte: Fischer sei der einzige Politiker, dem man noch abnimmt, daß er für das steht, was er sagt. Ich habe es da schon lieber konkret, und mein Buch zeigt anhand von Quellen konkret auf, wie es tatsächlich passiert ist. Es entstehen ja schnell mythologische Bilder von Personen, die mit den realen Entwicklungen nichts zu tun haben.

Ich glaube zwar nicht, daß dieses Buch daran groß etwas ändert. Aber ich finde es wichtig, daß solche Entwicklungen dokumentiert werden, damit Leute wie Joschka Fischer, die solche Wege gehen, wissen: Es gibt immer noch irgendwelche Leute, die sich darum scheren. Das war meine Motivation.

Was halten Sie von der politischen Entwicklung Fischers – vom Marxisten, Straßenkämpfer und Hausbesetzer zum Realo und Bundesminister in spe?

Christian Schmidt: Ich halte insbesondere die Entwicklung auf militärpolitischem Gebiet für höchst gefährlich. Im Abschnitt über den Interventionismus wird sehr klar, welch gute Argumente Joschka Fischer vor ein paar Jahren noch hatte, um gegen die Stationierung deutscher Truppen auf dem Balkan zu protestieren, und wie er dann unter dem allgemeinen Stimmungswechsel plötzlich von diesen ganzen Argumenten nichts mehr wissen wollte und seither auf Seiten der Interventionisten steht. Es scheint, als mache er einfach nur das, was er tun muß, um deutscher Außenminister zu werden. So betrachtet, ist er von der Gewalt als politisches Mittel nicht abgekehrt, sondern er ist wieder dahin zurückgekehrt, wenn man berücksichtigt, daß er Bundeswehrtruppen gern in Jugoslawien sieht.

Sind Sie nicht der Ansicht, daß die Abkehr vom Sponti-Gehabe, von Straßenschlachten und vom Häuserbesetzen hin zur Parteipolitik ein positiver Schritt war?

Christian Schmidt: Ich meine, daß Joschka Fischer nicht aus politischer Überzeugung vom politischen Militantismus abgekommen ist, sondern weil er Angst hatte, im Knast zu landen. In dem Moment hatte er natürlich noch nicht im Auge, demnächst realpolitisch aktiv zu werden. Davor lag ja noch die große Depressionsphase, in der sich die Spontis auf die Alternativprojekte stürzten.

Was mir aber auf die Nerven geht, ist, dass Joschka Fischer seine militante Phase unter den Teppich kehrt. Auch wenn Joschka Fischer in seinem letzten Interview im Spiegel behauptet, dem wäre nicht so, er hätte alles offen gelegt und er hätte auch gar keine Probleme mit seiner Vergangenheit – wenn dem so wäre, fragt man sich, warum dies in seiner offiziösen Biographie, an der er selbst mitgewirkt hat, praktisch nur am Rande und sehr verharmlosend vorkommt. Wenn er damit keine Probleme hat, kann er sich ja auch dazu äußern.

Anfang der 80er Jahre haben Sie das ”schlabberige Ökogehabe” und das ”unfrohe Weltuntergangsgemähre” der Grünen abgelehnt. Wie stehen Sie heute zum Ökologismus von Bündnis 90/Die Grünen?

Christian Schmidt: Davon ist ja nun, in Anbetracht der veränderten gesellschaftlichen Lage, nicht mehr viel übrig geblieben. Die Hochphase ist vorbei, und da gibt es auch bei jenen Grünen, die den Opportunismus zu ihrem politischen Glaubensbekenntnis gemacht haben, kein Halten mehr.Was man beobachten kann, ist, dass die Ökologie heute als politisches Instrument benutzt wird. Das, was Joschka Fischer & Co und die Grünen heute als ökologischen Umbau bezeichnen, erweckt eher den Eindruck, die Fortsetzung des alten Umverteilungsprogramms von unten nach oben zu sein.

Sie liegen mit Ihrem Buch im aktuellen Trend der etablierten politischen Kultur, die sich kaum noch für inhaltliche Analysen, sondern nur noch für Personen interessiert.

Christian Schmidt: Ja, das mag sein, aber anhand solcher Fakten kann man sehr schön zeigen, an was für Konjunkturen sich Fischer und seine Gang jeweils angehängt haben: In der militanten Phase, in der noch an revolutionäre Veränderungen geglaubt wurde, ist man auf diesem Zug mitgefahren, bis dann der Staat kurz einmal seine Machtinstrumente zeigte. Dann wurde, ohne diesen Prozess einer genaueren Analyse zu unterwerfen, ein Rückzieher gemacht und sofort auf den nächsten Zug aufgesprungen, um dann, in dem Moment, als die Grünen erfolgreich wurden, wiederum auf diesen überzuspringen. Man sieht, wie sich durch die Geschichte hinweg eines strukturellen Opportunismus’ bedient wurde, und das wollte ich zeigen.
Es mag der momentanen Konjunktur entsprechen, sich Persönlichkeiten herauszugreifen und politische Entwicklungen an denen festzumachen. Aber ich glaube nicht, daß es der politischen Konjunktur entspricht, wenn man gegen Bundeswehreinsätze auftritt und z.B. ganz konkret an der Entwicklung von Fischer, dessen Argumente gegen Cohn-Bendit an diesem Punkt nun wirklich nicht dumm waren, aufzeigt, wie so eine Stimmung umkippt, weil eben politisch etwas anderes verlangt wird.

Natürlich ist es richtig, dass so etwas keine politische Analyse ist, sondern etwas Deskriptives. Mein Buch soll kein Geschichtsbuch der Opposition der letzten 30 Jahre sein. Ich beschreibe nur, wie sich einige Personen entwickelten, aber ich zeige dies an ganz konkreten politischen Inhalten.

Der CDU haben Sie mit Ihrem Buch Stilvorlagen für den Wahlkampf gegeben.

Christian Schmidt: Es war mir vollkommen klar, daß die CDU sich gerade im Wahlkampf darauf stürzen würde. Interessanterweise hat aber sogar die FAZ der ganzen Geschichte keine besondere Bedeutung beigemessen und sie nur in ihrer Regionalausgabe verbreitet. In einem Kommentar merkt man dem Herausgeber Hugo Müller-Vogg regelrecht das Bedauern an, ausgerechnet jetzt, wo Fischer so ein vernünftiger und altersweiser Politiker geworden ist, diese alten Geschichten auf den Tisch zu bekommen. Fast gezwungenermaßen stellte er die Forderung an Fischer, zu der Darstellung in meinem Buch Stellung zu nehmen. Ich habe den Eindruck, daß die FAZ es ganz bewusst vermieden hat, Joschka Fischer zu demontieren: Erst vor wenigen Tagen ist im überregionalen Teil der Zeitung ein großer Essay von Fischer zur Außenpolitik erschienen.
Fischer konnte sich gut aus der Affäre ziehen und den geläuterten, politisch korrekten Politiker mit wilder Vergangenheit präsentieren. Ärgert Sie das?

 

Christian Schmidt: Nein. Wäre Fischer mein Buch und die angesprochene Demonstration von 1976 tatsächlich zum Verhängnis geworden, hätte ich höchstwahrscheinlich ein Komitee gründen müssen, um ihn davor in Schutz zu nehmen. Ich möchte durchaus noch sehen, wie Joschka Fischer dann tatsächlich als Außenminister Militärparaden abnimmt und sich auf internationalem Parkett bewegt. Man hat ja immer gerne recht, und auch ich habe gerne recht: Die leisen Andeutungen über die Zukunft, die ich am Schluss des Buches mache, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bewahrheiten, wenn Fischer erst einmal zusammen mit Herrn Schröder regiert. Überdies gibt es ja keine große Alternative, die das verhindern würde, sollten die Grünen den Außenminister stellen. Eigentlich wäre es mir sogar ganz lieb, denn wäre Joschka Fischer über mein Buch gestolpert, stünde ich auf ewig als ”der Böse” da, und er könnte all das nicht mehr beweisen, was ich ihm unterstelle.

Erschienen in Novo36, September/Oktober 1998

„Greenpeace gegen die gelb-schmutzige Gefahr“

Das Greenpeace-Magazin zog in seiner Mai/Juni-Ausgabe (1997) alle Register des ökologisch korrekten anti-chinesischen Chauvinismus.

Man fühlt sich an längst vergangene Zeiten erinnert, die man nur aus vergilbten Zeitungen und Schwarz-Weiß-Filmen kennt. Und doch ist das Titelbild des Greenpeace-Magazins ein Symbol für eine Weltsicht, wie sie heute weit verbreitet ist. Mehr als 50 Jahre nach dem Ende Zweiten Weltkrieges ist die „Gefahr aus Fernost“ ein Titelbild wert; diesmal jedoch nicht auf einer staatstragenden Zeitschrift oder einem Kriegspropagandablatt, sondern in der offiziellen Publikation der größten Umweltschutzorganisation der Welt.

Das Titelbild der Zeitschrift zeigt einen schlitzäugigen Blaumannträger mit rotem Kommunistenstern an der Brust, der unaufhaltsam mit seinen Proletenstiefeln über den untergehenden grün-bewaldeten Planeten Erde hinwegtrampelt, dem Fortschritt entgegen, im Rücken die aufgehende und brennende Sonne am glutroten Himmel. „Vorwärts um jeden Preis“ lautet der Untertitel des Bildes, und „Wie Chinas Wirtschaftsboom die Umwelt ruiniert“. Das Innere des Magazins gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns wahrscheinlich als Umweltjournalismus des 21. Jahrhunderts noch öfter unter die Augen kommen wird.

Was das Greenpeace-Magazin hier präsentiert, ist ein Musterbeispiel für das, was man ohne weiteres als anti-chinesischen Öko-Chauvinismus bezeichnen kann: Eine „schmutzig-gelbe Gefahr“ aus Fernost ist, so will uns das Heft warnen, drauf und dran, die Lebensgrundlagen der zivilisierten Welt zu zerstören. Der um jeden Preis grinsend vorwärtstrampelnde Kommi-Proleten-Asiat mit dem fanatisch nach vorne gerichteten „Nach-mir-die-Wüste-Blick“ vereint alle anti-asiatischen Vorurteile, die heute im Umlauf sind: Nach der Invasion japanischer Touristen, Kleinwagen und Kunstsammler und der Überflutung des europäischen Marktes durch koreanische Kleinbildkameras laufen wir nun Gefahr, von fernöstlichem Dreck und Gestank und Umweltkatastrophen made in China überrollt zu werden. Die Bilder im Innern des Heftes sprechen hier für sich. In glutrot und verbrannt-gelb gehaltenen Bildern erscheint China als verschmutzte und lebensfeindliche Boom-Wüste mit Bildüberschriften wie „Pech und Schwefel über den Metropolen“, „Das Ende der Wälder“, „Das Land der toten Flüsse“ und „Die tödliche Kraft des Atoms“.

Diese Darstellung der Gefahr aus Fernost knüpft geradezu nahtlos an das traditionelle westliche Asien-Bild an. Waren es in der Weltkriegspropaganda in erster Linie die Japaner, die in Zeitungskarikaturen als Ratten, blutrünstige Monster oder Insekten die westlichen Pfründe bedrohten, so sind es heute die boomenden Tiger-Staaten sowie China, die mit einer Mischung aus insgeheimer Bewunderung und offener Feindseligkeit beäugt werden. Die Vorstellung der japanischen Gesellschaft als anonymer Ameisenhaufen sowie die Schreckensvisionen der unendlichen, gesichtslosen chinesischen Arbeiterarmeen sind heute präsenter denn je. Sie zeugen davon, daß auch heute tiefsitzendes Misstrauen und Verachtung das westliche Asienbild prägen.

Dass heute nicht mit Insektenbildern hantiert wird, ist kein Anlass zur Entwarnung. Der Chauvinismus bedient sich heute lediglich einer anderen Sprache. Denn ob durch die Darstellung als Ungeziefer, als Ameisenvolk oder als unverbesserliche, fanatische Weltverpester – die Schlussfolgerung ist die gleiche: Asiaten sind eine aggressive Bedrohung für die zivile, demokratische und offene Gesellschaft des Westens.

Das Gefährliche an dieser neuen Form des Chauvinismus ist, dass er von den meisten Menschen nicht als solcher erkannt wird. Gekleidet in ökologische Formeln ist oberflächliche und vorurteilsbeladene Ablehnung von Menschen jedoch keinesfalls weniger gefährlich. Im Gegenteil: Hier erhält Chauvinismus eine neue, „verdauliche“ Konsistenz. Das Greenpeace-Magazin hat ganze Arbeit geleistet: Es hielt seinen Titelbild-Chinesen scheinbar für so gelungen, daß es ihn auch noch in Postkartenformat über der Welt ausschüttete.

Erschienen in Novo29, Juli 1997