Bundesliga: Die elitäre und verlogene Liebe zu den Unterdogs

Es ist schon auch seltsam, wie scheinbar reibungslos beim Thema Fußball die widersprüchlichsten Ideologien nebeneinander herexistieren und paradoxe „Fangemeinschaften“ gründen können. Jüngstes Beispiel: die elitäre und verlogene Liebe der Fußballnation zu den Underdogs.

Einerseits freut sich der moderne, domestizierte, klassenlose, bewusst lebende und tendenziell anti-industriell und nachhaltig denkende Fußballfan hämisch darüber, dass Guardiolas Spieler im nächsten Jahr in Darmstadts Retro-Stadion kalt duschen müssen. Gleichzeitig werden aber die eigenen Kinder nicht mehr in den benachbarten Fußballverein geschickt, da dort die ganzen Prolls und Türken sind.

So gesehen hat die landesweite Freude über den Aufstieg des Underdogs SV Darmstadt 98 schon auch etwas Verlogenes. Dieselbe Fußball-Mittelklasse, die selbst einst den Abbruch der alten klassischen Fußballkultur dadurch vorantrieb, dass sie in Scharen die neuen Hochsicherheits-Stadion bevölkerte und somit erst finanzierbar gemacht hat, zelebriert nun die Wiederauferstehung der „kleinen und traditionellen Klubs“ aus der ach so schönen Vergangenheit, in es angeblich nicht nur ums Geld ging – freilich aber ohne die dazugehörigen kleinen Leute.