In Wirklichkeit haben Doping, Korruption und Politik schon immer auf die Olympischen Spiele eingewirkt. Im luftleeren Raum haben diese noch nie stattgefunden. Und der vielbeschworene olympisch Geist der Spiele musste sich immer im Widerstand gegen den Ungeist entfalten. Und immer ist es ihm gelungen. Hollsteins Artikel räumt auch mit einigen der beliebtesten Mythen auf, wie etwa mit dem der antiken Fairness oder der angeblich nicht vorhandenen kommerziellen Seite der damaligen Spiele.
Hollstein resümiert am Ende seines Artikels nüchtern, worum es im antiken Olympia ging: „nicht ums Dabeisein. Wer als Erster über die Ziellinie ging oder im Kampf als Letzter stehen blieb, dem waren Geld, Ehre und ein Eintrag in die Geschichtsbücher sicher. Und wer seinem Schicksal besonders clever auf die Sprünge half, hatte noch nicht einmal etwas zu befürchten. Denn selbst wenn die Schummelei hinterher aufflog, stand das Ergebnis fest. Nachträgliche Disqualifikationen fanden nicht statt. Wer einmal zum Olympiasieger erklärt wurde, der war es für die Ewigkeit.“
Die historische Perspektive hilft dabei, ein wenig Abstand zu aktuellen Aufregungen und harschen Beurteilungen aufzubauen. Manchmal führt diese Distanz zu einer genaueren und realistischeren Gesamtschau, zu ein wenig mehr Zuversicht und zu ein bisschen weniger Zynismus und Missmut. Und was für die Olympischen Spiele gilt, täte uns sicher auch in anderen Bereichen unseres Lebens gut.