Angst- & Opferkultur

Wir bauen uns eine Hochsicherheits-Gesellschaft: Sei es die Natur, die Kultur, die Technik, die Menschheit an sich oder sogar wir selbst – aus nahezu allen Richtungen fühlen wir uns bedroht, rund um die Uhr. Dabei wird unser Leben in Wirklichkeit immer sicherer und gefahrloser. Doch dieser scheinbare Widerspruch ist auflösbar: Die moderne Kultur der Angst speist sich nicht aus realen Bedrohungen, sie bezieht ihre Energie aus dem wuchernden Selbstzweifel, aus der zunehmenden Orientierungslosigkeit der modernen Gesellschaft und aus unserer Angst vor uns selbst. Wir neigen heute zu niedrigen Erwartungen und dazu, uns durch Vergangenes zu definieren und der Gegenwart gegenüber eine eher passive Rolle einzunehmen.Die Frage “Was machst Du?” wird schleichend durch eine andere Frage ersetzt: “Was machst Du durch?” Das wirksamste Gegengift gegen die Angst- und Opferkultur ist der schrittweise Aufbau einer Gegenkultur, die auf Vertrauen fußt: auf Vertrauen in den Menschen sowie in seine Fähigkeit, Risiken sinnvoll abzuwägen, Probleme zu lösen und menschlich zu handeln.