Rote Bete auf die Dopingliste?

(Erschienen in: NovoArgumente Nr. 103, 11-12 2009)

Gemeinhin wird unter dem Begriff „Doping“ die auf „unnatürliche“ Weise erreichte „künstliche“ Leistungssteigerung von Athleten verstanden. Getrieben wird der Kampf gegen Doping von der romantisierenden Sehnsucht nach ursprünglicher Natürlichkeit, Einfachheit und Übersichtlichkeit in einer durch moderne Wissenschaften und Technologien verzerrten Plastik-Welt, in der nichts mehr so sei, wie es scheine. Diese Sehnsucht spiegelt sich auch in zahlreichen anderen Debatten wider: vom biologischen Anbau über Naturmedizin bis hin zur Solarzelle auf dem Dach. Schwierig wird die Argumentation gegen „Doping“ jedoch dann, wenn der normale Konsum „natürlicher“ Lebensmittel Effekte auf das Leistungsvermögen von Athleten hat, die bei synthetischen Substanzen sofort den Dopingfahnder auf den Plan rufen würden.

Diese Debatte könnte nun noch interessanter werden: Wissenschaftler an der Universität in Exeter haben herausgefunden, dass der tägliche Konsum eines halben Liters Rote-Bete-Saft die Ausdauerleistung von Athleten in weniger als einer Woche um sagenhafte 16 Prozent erhöhe („Beetroot juice boosts stamina, may help endurance athletes“ in: www.news-medical.net, 6.8.09). Studienleiter Prof. Andy Jones zeigte sich davon überzeugt, dass sich sowohl Hobby- wie auch Profisportler für das Ergebnis dieser Studie interessieren würden. Den Anti-Doping-Kriegern dürfte dies weiteres Kopfzerbrechen bescheren: Wie umgehen mit „Öko-Doping“, das noch dazu als völlig zusatzfreies biologisches Lebensmittel im Einzelhandel zu beziehen ist? Kommen demnächst auch Functional Foods auf die Verbotsliste?